Ein Käferkeller ist ein weiteres nützliches Naturelement in meinem Garten: Es ist die Kinderstube für Käferlarven. Käfer sind neben Bienen und Fliegen wichtige Bestäuber. Doch je nach Art fressen sie auch allerlei Getier. Da sie selbst ein Glied mitten in der Nahrungskette sind, dienen sie selbst auch als Futter für z.B. für Igel und auch für Vögel als Aufzuchtfutter für deren Jungtiere. Genug Gründe also die Käferpopulation im eigenen Garten zu fördern. Wie du einen Käferkeller anlegst und warum du keine Angst haben musst, dir jetzt deine eigene Kartoffelkäferzucht zu eröffnen, liest du hier.

Einleitung

Viele Käfer wollen nur das eine: Mulm! Einmal in Gang gesetzt, ist ein Käferkeller so etwas wie eine Mulmfabrik und da lacht nicht nur das Käferherz sondern auch das des Gärtners, denn es ist eine weitere Möglichkeit, Holzschnitt im eigenen Garten zu verwerten. Natürlich abgebremst auf Mulmfabrikgeschwindigkeit.
Das für den Menschen bekannteste und greifbarste Beispiel dafür, dass viele Käfer Totholz für den Fortbestand der eigenen Art benötigen, dürften die „Holzwürmer“ sein, denn das sind eigentlich Käfer und keine Würmer. Sie befallen sogar unbehandeltes, verbautes Holz im direkten Umfeld von uns.

Wenn wir uns dann wieder raus in die Natur denken, dann fallen uns Habitatbäume* ein, die im Wald stehen gelassen werden. In und an ihnen wohnen zum Beispiel gerne Bockkäfer/-larven. Ziehen die Käfer aus, hinterlassen sie kreisrunde Löcher im Stamm: eine Nisthilfe für Wildbienen ist entstanden. Irgendwann zerfällt der Habitatbaum, denn nicht nur Käfer, sondern auch Pilze helfen bei der Zersetzung. In diesem Gemisch aus Holzresten und Insektenkot – eben dem Mulm – paaren sich bestimmte Käfer gerne. Käferholz ist also nicht gleich Käferholz, es gibt Käfer für jedes Holzstadium. Übrigens auch für lebendes Holz, man denke an den Buchdrucker, allgemein als „Borkenkäfer“ bekannt. Darüber hinaus gibt es Käfer, die nur im Holz leben und solche, die sich auch von Holz ernähren (Xylobionten).

Trivialnamen für einen Käferkeller sind Käferburg und Käferhotel.

*Habitatbäume müssen natürlich nicht tot sein. Sie werden schon zu Lebzeiten zu solchen. In der Forstwirtschaft sind das meist Bäume, die verzweigt sind, Höhlen aufweisen oder schon Zeichen von Zersetzung durch z.B. Pilze aufweisen. Diese Bäume können wirtschaftlich meist nicht mehr genutzt werden und bleiben heutzutage stehen. Ich meine, es gibt sogar einen Pflicht- oder Empfehlungsanteil an Habitatbäumen pro Fläche Wald, das müsst ihr aber mal recherchieren, hier soll es ja heute um Käfer gehen.

Mulm?

Wie in der Einleitung geschrieben, ist Mulm ein Gemisch aus Holzspänen und Kot der holzzersetzenden Insekten, das Holz „humifiziert“. In der Natur passiert das z.B. nach dem Abbruch eines dicken Astes und der daraus resultierenden Faulstelle durch Pilze am Baum, eine sog. Mulmhöhle entsteht. Mulmhöhlen gehören zu seltensten Habitaten in Deutschland. (Quelle: Wikipedia)

Warum dann einen "Keller" wenn die Käfer Bäume brauchen?

Kurz: Weil nicht jeder von uns die dicken Eichen im Garten stehen hat.

Wenn die Käfer gerne oben im Habitatbaum leben, warum soll ich ihnen dann einen Keller bauen? Gute Frage und die Antwort ist für Baum und Keller gleich: Sie werden vor Fraßfeinden und vor Frost geschützt. Es ist aber nunmal etwas anderes, ob der Käfer unter der Rinde oder der Mulmhöhle eines großen Baumes im Wald sitzt, oder ob er im Garten ein verhältnismäßig kleines Klötzchen zur Verfügung gestellt bekommt, deshalb sollten wir etwas in die Tiefe gehen.

Hat man im eigenen Garten die Möglichkeit, einen alten Baum stehen zulassen, dann sollte man das natürlich auch tun! Einen zerfallenden Baum kann nichts ersetzen.

Züchte ich mir nicht meine eigenen Schädlinge?

Nein. Natürlich gibt es Käfer, die sich an meinem Gemüse vergreifen, aber das würden sie auch ohne den Käferkeller. Der Kartoffelkäfer z.B. entwickelt sich im Gartenboden, er braucht gar keinen Käferkeller. Im besten Fall erhöhe ich ja die Möglichkeit für ein funktionierendes Ökosystem, also fressen und gefressen werden.

Es geht los: Was brauche ich?

Gar nicht viel:
– Spaten
– Holz aller Art und Größe/Dicke/Zustand (Hauptsache unbehandelt)
– Steine (z.B. grober Kies) als Drainage
– Späne, Laub, Rinde als Füllmaterial

Wahl des Holzes:
Es gibt Käfer, die wollen bestimmtes Holz. Viele Käfer nehmen aber auch was da ist. Ich hatte gerade zur Hand: frischen Walnussschnitt, angerottetete Buchenscheite, Haselnussstecken, Hartriegel, etwas Apfelbaumholz. Außerdem hatte ich kurz vorher Brennholz bekommen: Da ich wusste, dass ich den Käferkeller bauen will, habe ich alles aufgehoben, was ich nach dem Verräumen des Brennholzes aufgefegt habe und das als Füllmaterial benutzt.

Der Standort

Käfer mögen es warm, aber nicht heiß. Der Standort des Käferkellers sollte also so gewählt werden, dass die Sonne ihn erwärmen kann, er im Hochsommer aber nicht zu heiß wird, also nicht immer in Vollsonne steht. Also Halbschatten ist ideal, z.B. unter einem Baum oder im Nachmittagsschatten eines Strauches.

Hätte ich beim Buddeln beobachtet, dass sich im Loch bereits Wasser sammelt, dann hätte ich diesen Platz verworfen und wäre mit meinem Spaten ein Stück weiter gegangen.

Die Dimensionen

Um Frostsicherheit zu haben und damit die Käfer auch mal ihre sechs Beine lang machen können, empfehlen sich die Mindestmaße von 60×60 Zentimeter Fläche und 40-60 Zentimeter in die Tiefe.

Bei mir ist es ein mal ein Meter geworden und etwa 50 Zentimeter Tiefe.

Spatenstich und dann rein mit dem Holz

Ich habe jetzt ein quadratisches Loch ausgehoben, die Vorderkante habe ich abgeschrägt, quasi als „Einfahrt“. Den Boden haben ich dann mit Steinen ausgelegt als Drainage. Eindringendes Wasser kann sich zwischen den Steinen sammeln und langsam versickern. Die erste Lage ging mit dem Spaten ganz wunderbar, die zweite, tiefere verlangte dann schon etwas Kraft ab.

Dann heißt es: Holz schichten: wie Schichtfleisch in einem Dutchoven habe ich die Holzstämme, -äste und -zweige in das Loch gestellt, angerottete Buchenscheite dazugegeben. Die Ruten können ruhig lang sein, wie man auf den Bildern sieht, ragt das Holz mannshoch aus dem Loch heraus, es wird mit der Zeit in sich zusammenfallen. So wie es jetzt dasteht, kann im Frühling noch ein Singvogel dort ansitzen und sich die ersten Laufkäfer zur Aufzucht der eigenen Brut holen.

Das Loch für den Käferkeller
Steine als Drainage
Zur Hälfte mit Holz beschickt

links und Mitte: Zunächst habe ich das Loch ausgehoben. Danach Steine als Drainage ausgelegt.

oben: Nach den Steinen habe ich nach und nach das Holz hineingestellt und dabei darauf geachtet, dass ich die Holzarten mische.

Es ist übrigens egal, ob das Holz steht oder liegt, ich habe es überwiegend hingestellt, damit ich hinterher die Stelenoptik oberhalb der Erde erreiche.

Die Zwischenräume habe ich dann noch mit Rindenresten und Buchenholzresten von der Brennholzlieferung verfüllt, außerdem hatte ich noch von früheren Grill- und Räucherexperimenten einen Sack grobe Buchenspäne, damit habe ich das Loch dann letztlich wieder ebenerdig aufgefüllt. Noch ist nicht Herbst, aber wenn es soweit ist werde ich auch noch etwas Obstbaumlaub auf den Käferkeller geben. Sicherlich ist bis dahin auch schon etwas Späne abgesackt.

Im Prinzip ist man jetzt fertig und das große Krabbeln kann beginnen. Ich habe dann noch mit alten Obstholzstämmen das Loch einfasst und mit dem Erdaushub einen kleinen Wall hinter dem Loch angelegt. Den Rest vom Aushub habe ich um den Käferkeller zerharkt und eine ein- und zweijährige Wildkräutermischung eingesät. Damit ist die neue Immobilie bezugsfertig! Allerdings werde ich auf die ersten Bewohner noch etwas warten müssen, denn es muss sich ja erstmal der erste Mulm bilden.

Mit der Zeit sackt das Material ab, es kann dann einfach von oben wieder „nachgefüllt“ werden. Genauso wie ein seeeehr langsamer Holzhäcksler.

Fazit

Wie man vielleicht gemerkt hat, braucht das  „Drumrum“, also das sich Gedanken machen, die Standortwahl und die – nicht zu unterschätzende – Menge an Material viel mehr Raum und Zeit als das Anlegen des Käferkellers selbst. Ich habe für das Anlegen des Käferkellers in meiner Größe einen ausgedehnten Vormittag gebraucht.

Eine Idee von mir ist noch, einen zweiten Käferkeller anzulegen, an einem anderen Standort und mit anderem Holz. Einfach um eine Auswahl anzubieten.

Falls ihr nun auch einen Käferkeller anlegt oder anlegen wollt: Viel Spaß!

P.S.: Kommentiert gerne, vielleicht kann ich etwas besser machen oder ihr habt schon Erfahrungen gemacht? Vielleicht habt ihr auch eine Frage?