Was kommt dabei heraus, wenn sich 11 BloggerInnen zu einem festgelegten Song Gedanken machen und die entstandenen Beiträge zeitgleich ins Internet stellen?
Unter dem Motto „Take on me“ hat jede/r von uns einen Beitrag zu dem gleichnamigen Song von a-ha geschrieben. Wir wissen nicht, was die Anderen geschrieben haben, es gab keine inhaltliche Abstimmung und wir sind sehr gespannt auf das Ergebnis!

Außerdem sind mit dabei:
Gartenbaukunst, BeetkulturthebohoshackCardamonchaiGarteninspektorFaun & FarnLaubenhausmädchenEin Stück ArbeitWirGartenkinder, und Berlingarten

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So war’s.

Blaues Korn, gelbe Pumpflaschen zum Umhängen und dank Rasensprenger mit Trinkwasseranschluss immer sattes Grün vor dem Haus, trotz sengender Sommerhitze. Ganz normal. Für mich. 1985. Da wurde der senfgelbe Fiesta noch in der Garageneinfahrt eingeschäumt. Jeden Samstag.

Es war auch das Jahr der Veröffentlichung von a-ha´s „Take on me“. Wohl nicht das erste Mal, doch durch das technisch sehr aufwendige Video wurde der Song gepusht. Der Song, ja… er kam nicht wirklich bei mir an. Lag wahrscheinlich auch daran, dass ich zu dieser Zeit erst sechs Jahre alt war und die ganze Welt der Musik für mich im Titelsong von Flitze Feuerzahn bestand.

Gärtnern kann so einfach sein. Auch ohne Blaukorn. (Bild: J. Hagenberg)

So wurd´s.

Doch zurück in den Garten. 30 Jahre später: Im ersten eigenen Garten geht vieles schief. Der Kohlrabi platzt. Die Zucchini blühen zwar, bekommen aber keine Früchte. Der Weißkohl bekommt alles, nur keine Köpfe. Die Wilden Karden wollen und wollen einfach nicht Fuß fassen. Ich könnte immer weiter so aufzählen, irgendwas ist ja immer.

Einiges kann ich mir herleiten, habe ich doch beruflich was mit Bio gelernt, die ganzen Botanikbücher stehen noch im Regal. Wälze ich diese doch mal wieder. Doch Bücher kennen nun mal meinen Garten nicht.

Dann schaue ich mal im Internet. In die Foren gucke ich nicht mehr (also in die, die es noch gibt – „hey schreib´ mir doch ins Gästebuch!“), die Antworten sind für mich meist negative Superlative zu dem was man falsch gemacht haben könnte und jetzt ist wahrscheinlich auch nichts mehr zu retten. Denn die Foren kennen halt meinen Garten nicht.

Ich frage einen Erwerbs-Gärtner. „Das kann ich dir so pauschal nicht beantworten, dass muss ich mir bei dir anschauen“. Das hört sich doch schon nicht verkehrt, sondern seriös an, auch wenn er keine direkte Lösung für mein Problem hat. Denn der Gärtner kennt nun mal meinen Garten nicht.

Social-Media! Wozu gibt es denn Facebook-Gruppen, Instagram-Accounts und YouTube? Frage stellen und abwarten. Die Antworten sind vielfältig aber ich kann mir ja eine passende raussuchen. Manchmal bekomme ich auch mehrere Lösungsvorschläge, da ich bei der Fragestellung einfach Kriterien nicht berücksichtigt habe, die für eine befriedigende Antwort aber wichtig waren. SocialMedia kennt eben meinen Garten nicht.

Wer also kennt meinen Garten, die Umgebung, das Wetter, den Sonnenstand zu jeder Tageszeit, Stickstoff-, Phosphor- und Kalium-Werte, die Wasserversorgung, das Gewächshaus, die Gemüsesorten? Die Antwort hörte ich als Sechsjähriger 1985 auch schon oft: „Immer der, der fragt.“

Sie wollte und wollte im Garten nicht Fuß fassen, aber jetzt: Die „Wilde Karde“ / Dipsacus fullonum wächst. (Bild: J. Hagenberg)

So isses.

Ich muss meinen Garten kennenlernen. Das funktioniert durch beobachten, ausprobieren und scheitern. Aber alles was ich daraus lerne, werde ich wahrscheinlich nie wieder vergessen. Vieles zeigt einem die Natur einfach, man muss es nur annehmen und bemerken, dass sie einem etwas zeigt. Das berühmte „mit offenen Augen durch die Welt gehen“ ist wieder gefragt. Eigenes Wissen entsteht durch wollen und machen. Nicht nur durch Fragen stellen und Antworten umsetzen. Wieder lernen, sich Wissen selbst zu erarbeiten und anzueignen.

So wird’s.

Die Welt dreht sich nicht so einfach wie wie ein Daumenkino aus Bleistiftzeichnungen, dass ist mir klar. Um zu verstehen, was einer Pflanze fehlt, muss ich erstmal wissen was sie grundsätzlich benötigt. Da kann ich zehn Jahre neben der Tomate sitzen, sie wird es mir nicht sagen. Natürlich nutze ich alle Medien, aber viel überlegter. Dies ist keine Handlungsempfehlung, sondern mein Weg. Wissen ist überall schnell verfügbar und alle Welt redet vom Zeit sparen. Aber das kann ich gar nicht. Ich kann sie nur anders verbringen. Ich möchte sie eben so verbringen.

Wenn mir der Garten also das nächste Mal einmal mehr die Hand reicht und sagt „Take on me, take me on“ – dann greife ich wieder zu und lasse mich reinziehen.

So long.

Jens