Die Zucchini gehört bei mir in den Garten wie die Schlagsahne auf den gedeckten Apfelkuchen. Doch für beide gilt auch: Zu viel ist nicht gut.
Januar
Der Neujahrstag ist bekanntlich der kürzeste Tag des Jahres, denn man steht spät auf, isst sehr viel ungesundes Essen vom Vortag um dann früh schlafen zu gehen, da man erstens Bauchweh hat und zweitens am nächsten Tag wieder ausgeschlafen für die Arbeit sein muss. Doch Zeit genug für einen Gedanken, der ein ums andere Jahr wieder kommt: Das neue Gartenjahr hat begonnen, ich muss Saatgut bestellen, bald geht es wieder los. Was brauche ich? Erstmal die Basics, also auf jeden Fall Zucchini! Gelb und grün. Oh, es gibt ja auch runde… und weiße! Bestellt. Oder hatte ich noch Saatgut von letztem Jahr?
Februar
Die Paprika, Chilis und Physalis sollten langsam ausgesät werden. Die brauchen doch immer ihre Zeit im Jahr. Ob ich vielleicht schon mal ein, oder zwei Zucchini von jeder Sorte mit aussäe? Was, wenn das Frühjahr mild wird, die Pflanzen schon ins Freie können und ich habe dann noch keine Pflanzen am Start? Nein, es ist doch noch so viel Zeit. Liest man doch immer wieder. Als Vorgeschmack gönne ich mir ein Glas eingemachten Gemüse-Eintopf vom letzten Jahr, ein paar Gläser stehen ja noch im Keller. Lecker!
März
Der Februar war und der März ist bis jetzt sehr mild. Die Chilis und Physalis sind gekeimt und ich ärgere mich, dass ich noch keine Zucchini-Jungpflanzen habe. Die könnten jetzt doch raus. Aber ich kann das Beet zumindest schon vorbereiten! Wo kommen sie denn dieses Jahr mal hin? Sie haben ja Hunger, also am besten dort wo letztes Jahr die Bohnen standen. Also wird die Erde aufgelockert und ein bisschen Kompost in dieselbe eingearbeitet, das kann ja nie schaden. Danach schnell noch ein paar Samen in die Anzuchttöpfchen mit der entsprechenden Erde gesteckt. Ein paar Samen hebe ich mir auf, falls in der ersten Runde welche nicht keimen.
April
Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Zuerst die gute: Alle Samen sind aufgegangen! Die schlechte: es schneit. Aber ist ja kein Problem, ich hege die Pflänzchen im Haus weiter. Sie wachsen ja so prächtig! Im Laufe des Monats beginnen sie allerdings sich Richtung Licht zu strecken und sie werden etwas blass. Besser ich säe noch ein paar der „Backup-Samen“ aus. Nicht, dass ich am Ende ganz ohne Zucchini dastehe! Das Saatguttütchen ist trotzdem noch nicht ganz leer. Sehr gut, so hab ich noch welche für nächstes Jahr.
Mai
Auch in der zweiten Runde sind alle Samen gekeimt, gut so. Die ersten Pflanzen leben noch, wissen aber schon nicht mehr wo sie noch hinkönnen. Mitte Mai sind die Eisheiligen vorbei und die zuletzt gesäten, jetzt aber stärkeren Jungpflanzen dürfen ins vorbereitete Beet. Ich habe noch zwei über und finde eine Ecke im Garten die noch nicht verplant ist. Dort setze ich sie hin. Dazu noch die spargeligen Erstgesäten. Vielleicht werden sie ja noch was. Wäre ja zu schade, sie einfach unversucht zu entsorgen.
Ach, was freu ich mich schon auf die erste Zucchini des Jahres!
Juni
Es ist warm. Genau genommen ist es heiß. Ich gieße fleißig die Zucchinipflanzen, die zusehends an Größe zulegen und die ersten handtellergroßen Blüten bilden. Die ersten kleinen Früchte sind zu sehen! Es geht los, yippieh!
Selbst die Pflanzen, die ins Licht wollten sehen jetzt gesund und munter aus. Nächstes Jahr darf ich aber nicht so früh anfangen mit der Aussaat, es hat einfach keine Vorteile!
Juli
In allen Ecken des Gartens beginnt es zu blühen, auch die Zucchini strahlen um die Wette in orange und gelb, die quadratmetergroßen Pflanzen bilden ein dichtes Blätterdach und alle paar Tage könnte ich Zucchini in Supermarktgröße ernten. Aber ich lasse sie natürlich etwas länger dran, schließlich zahle ich ja nicht nach Kilogramm. Hihi! Als erstes gab es dieses Jahr gefüllte Zucchini, ein Gedicht und mittlerweile eine Tradition! Herrlich! Dann Zucchini-Eintopf, panierte Zucchinischeiben und natürlich Zoodles. Auch der Zucchiniauflauf sorgt immer für zufriedene Gesichter. Da ich mit dem Ernten und Essen kaum noch nachkomme, bin ich den Nachbarn dankbar fürs Abnehmen überschüssiger Früchte, auch Nachbars Hühner freuen sich dann und wann über eine vergessene, aber dafür übergroße Frucht, die halbiert zwischen den gierig pickenden Schnäbeln landet.
August
Ich stehe mit einer Zucchini im Garten. „Hallo, Frau Nachbarin!“, rufe ich zu eben jener im Garten Stehenden als ich sie sehe, „möchten Sie eine Zucchini? Letzte Woche haben Sie sie doch so toll gefüllt!“
Die Nachbarin dreht sich verhaltend lächelnd zu mir um und sagt: „Ach, nein danke, bei mir gibt es heute Hack…. mit Paprika drum“.
Dort werde ich sie also auch nicht mehr los. Ich kann sie im Moment einfach nicht mehr sehen. Also die Zucchini. Die Nachbarin auch nicht, sie ist hastig ins Haus gegangen. Ich lege mir einige Zucchini in den Keller, sie halten sich ja doch einige Zeit. Einige mussten von dort aber leider schon den Gang auf den Kompost machen, denn an dem ein oder anderen Tag strömte mir ein unangenehmer Geruch entgegen.
September
Endlich, die letzte Zucchini ist gegessen. Naja, fast. Viele stehen zusammen mit Tomaten, Möhren und anderem Gemüse eingeweckt im Keller. Es gibt im Winter doch nichts schöneres als ein Glas Sommergarten zu öffnen. Im Moment bin ich froh, dass ich die Zeit konservieren konnte. Nächstes Jahr darf ich keinesfalls wieder so viele Pflanzen vorziehen. Eine, maximal zwei reichen völlig aus.
Oktober
Von den Zucchinipflanzen ist nur noch ein trauriger trockener Rest übrig. Also führe ich die Überreste dem Kompost zu, dort können sie langsam mit Hilfe von Springschwänzen und Kompostwürmern zu Erde werden, die ich dann nächstes Jahr zum Aufwerten in die Beete gebe wo die neuen Zucchinipflanzen wachsen sollen. So schließt sich der Kreis.
November
Ende des Monats ist es soweit. Ach, so ein eigener Zucchini-Eintopf ist doch was feines! Ein Banause, wer im Sommer auch nur eine Zucchini verschmäht! Ich kann gar nicht verstehen, wie man sich an denen sattessen kann! So gut! Die Nachbarin hat auch noch ein Glas bekommen, sie ist genauso begeistert. Tja, man kann eben nicht immer Hack mit Paprika essen, das Rezept habe ich eh nie verstanden.
Dezember
Die Tage sind kurz. Schwermut macht sich breit, innere Leere. Noch einige Wochen warten, erst dann kann ich wieder an die Gartenarbeit denken und einen Beetplan machen. Gerade jetzt wäre eigentlich genug Zeit dafür, es ist kalt und ungemütlich draussen, die Feiertage geben einem freie Zeit. Aber nein! Ich zwinge mich, mir erst im neuen Jahr Gedanken darüber zu machen. Ende Februar, Anfang März reicht doch allemal!
Mitte Februar, frühestens! Aussaat erst im April! Ich lerne doch aus meinen Erfahrungen.
Na dann guten Rutsch.
Wer wissen möchte wie es weitergeht, der scrollt nochmal nach oben zum Januar.