Weisst du, wieviele Arten du in deinem Garten beherbergst? Ja? Ok und wie viele Sorten? Lies weiter wenn du den Unterschied wissen möchtest und dir vielleicht selbst an einem eigenen Beispiel die Frage Art oder Sorte beantworten möchtest…
Der Mensch neigt dazu, etwas in Schubladen zu stecken und Dinge zu ordnen. Wahrscheinlich um das Gefühl zu haben, alles unter Kontrolle halten zu können. So entstand im Laufe der Zeit die Taxonomie, also die Einordnung von Pflanzen, Tieren und Pilzen nach bestimmten Kriterien. Mehrere Lebewesen mit den gleichen definierten Kriterien bilden eine Gruppe, ein sogenanntes Taxon. Das können Tiere, Pilze oder Pflanzen sein.
Beispiel: Sicherlich hat schon jeder mal von der Familie der Nachtschattengewächse gehört? Die „Familie“ ist dabei der Name des Taxons. Was haben also alle Nachtschattengewächse gemeinsam? Sind sie alle giftig?
Rohe Kartoffeln: ja.
Alraune: Auf jeden Fall!
Tollkirsche: Auch!
Eine reife Tomate: Nein.
Aber: alle haben fünf typische Blütenblätter mit verwachsenen Kelchblättern und die Blätter sind gegenständig. Da die Tomate unreif auch giftig ist, ist die Giftigkeit zwar ein definierendes Merkmal, aber die charakteristische Blüte eben umso mehr.
Oben habe ich jetzt schon geschrieben, dass zu den Nachtschattengewächsen u.a. auch die Kartoffel, die Alraune, die Tollkirsche und Tomate gehören. Diese natürlich entstandenen, aber doch sehr unterschiedlichen Pflanzen sind innerhalb der Familie die Arten. Also: Die Tomate und die Kartoffel sind Arten innerhalb der Familie der Nachtschattengewächse. Ein Merkmal einer Art ist auch, dass sie sich untereinander fortpflanzen können.
Irgendwann und irgendwie hat der Mensch die ein oder andere Pflanze aus der Natur für sich entdeckt, sei es als Nutz- oder als Zierpflanze. Bleiben wir beim Beispiel der Tomate: Der Mensch biss hinein und dachte sich: Mensch, lecker.
Lecker, aber verbesserungswürdig.
Schon gemerkt? Ich schreibe die ganze Zeit über Tomaten und Kartoffeln, habe aber nur Bilder von Bohnen und Mais. Aber bei denen gibt es eben auch Arten und Sorten
So fing der Mensch irgendwann an zu züchten. Die Tomate blieb eine Tomate, aber aus rot wurde gelb, aus rund wurde flaschenförmig, aus klein wurde groß.
Oder anders ausgedrückt: Aus rot wurde „Gelbe von Thun“, aus rund wurde „San Marzano“ und aus klein wurde „Aussie“. Die Sorten waren geboren. Nehme ich Saatgut von einer Sorte und baue es wieder an, so erhalte ich wieder genau die gleichen Pflanzen und Früchte wie bei der Mutterpflanze. Sorten werden auch als Cultivare bezeichnet.
Wenn ihr das nächste Mal also ein Tütchen der Tomate „Harzfeuer“ in den Händen haltet, dann wisst ihr: Die Tomate ist die Art und „Harzfeuer“ ist die Sorte.
Art oder Sorte, gar nicht so schwer: Arten sind natürlichen Ursprungs und Sorten sind Züchtungen des Menschen innerhalb einer Art.
Viel Spaß beim Finden und Ausprobieren spannender Arten und Sorten!
Worauf bin ich hier nicht eingegangen?
– Oberhalb, innerhalb und unterhalb gibt es in der taxonomischen Einordnung natürlich noch weitere Taxa, diese helfen aber nicht zum Verständnis von Art und Sorte.
– F1-Hybride, Terminator-Saatgut oder CMS-Saatgut, das sind eigene Themen
– die genaue Geschichte der Züchtungsarbeit des Menschen